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Isabella Uhlmann Imagination: Der Wert der Vorstellungskraft„Der Wert der Imagination ist, durch Intuition und Intensität tiefreichendere Erkenntnisse zu gewinnen, als sie an der Oberfläche der Dinge zu liegen scheinen.“ Die Ideen, respektive die inneren Bilder, die dieser Vorstellungskraft entspringen, gründen auf der Wahrnehmung der Welt durch unsere Sinnesorgane. Infolgedessen sind sinnliche Erfahrungen, also das Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten für das Arbeiten mit Imagination unerlässlich. Schliesslich nehmen wir durch unsere Sinne wahr, was aus der Umwelt auf uns einwirkt. Diese „Pforten der Wahrnehmung“ ermöglichen dem Menschen den Zugriff auf ein unendliches Reservoir sinnlicher Erfahrungen der Welt, welche er in seiner Innenwelt frei neu gestalten, kombinieren oder einfach nur vergegenwärtigen kann. Dank dieser schöpferischen Vorstellungskraft sind wir imstande die Welt mittels eines „Als-Ob-Modus“ ganz nach unserem Belieben gestalten. Somit können wir in unserer Vorstellung Dinge verändern, umgestalten und transformieren. Dabei lösen negative innere Bilder eher ein beklemmendes, einengendes und bedrohliches Gefühl aus, während positive ein leichtes und beschwingtes Gefühl hinterlassen, uns beflügeln und anspornen.
Die kognitive Forschung weiss heute, dass innere Bilder – und damit auch inneres Erleben – die als „real“ erlebt und empfunden werden, tatsächlich Erlebtem gleichzusetzen sind. Das Imaginieren impliziert viele Prozesse, die in ihrer Gesamtheit die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften anregen, ja gar benötigen. Alle Erfahrungen und Vorstellungen, also jedes innere Bild ist in unseren Synapsen als neuronales Erregungsmuster gespeichert. Je häufiger so ein Muster nun aktiviert wird, umso „stabiler“ wird es. Es ist vergleichbar mit einem kaum sichtbaren Trampelpfad, der sich, wenn er denn immer wieder begangen wird, zu einem richtigen Weg mausert. Neue Wege zu gehen ist schliesslich Voraussetzung, wenn man etwas in seinem Leben verändern will. Anhand der Imagination können wir also solche neuen begehbaren Wege schaffen. Indes müssen alte Wege gesperrt werden, um alte Muster und Strukturen zu hemmen. Äussere Bilder beeinflussen unsere innere Welt, sowie innere Bilder auf die äussere Welt zugreifen. Die innere Welt ist sowohl Ausdruck wie auch Abdruck der Aussenwelt, denn Erfahrungen und Kontakte mit Menschen beeinflussen und prägen in gewisser Weise unser Innenleben. Diese Bilder stellen also eine Art Mittler zwischen dem Unbewussten und dem Bewusstsein dar und ermöglichen folglich die Kommunikation zwischen diesen beiden Bereichen. In unseren Innern Bildern bilden sich unbewusste Konflikte, Wünsche und Phantasien symbolhaft ab. Sie sind schlussendlich Botschaften des (kreativen) Unbewussten und eignen sich somit Sprache der Seele zu sein. So werden Inhalte vermittelt. An dieser Stelle sollen noch kurz die wichtigsten der zahlreichen imaginativen Verfahren erläutert werden.
Das AT unterscheidet zwischen einer Unter- und einer Oberstufe. Die Unterstufe beeinflusst vor allem körperliche Vorgänge und dient vorwiegend der Entspannung. Sie beinhaltet Komponenten wie Schwere, Wärme, Atemwahrnehmungen etc. In der Oberstufe geht eher um Selbsterkennung und das Auffinden von Ansätzen zur Problemlösung. Die Oberstufenübungen, also die sogenannte Autogene Imagination, verwenden – ähnlich dem katathymen Bilderleben – ebenfalls Motive wie „Haus“, „Berg“, „Wiese“ etc. Während dieser Autogenen Imagination taucht man in die Welt der inneren Bilder ein. Unangenehme Gefühle und Bilder werden wahrgenommen, jedoch – im Gegensatz zu der KIP, wo blockierte und / oder negative Gefühle und Erinnerungen im geschützten Rahmen der Therapie aufgearbeitet werden – nicht vertieft, sondern bewusst losgelassen. Die aktive Imagination wurde von C.G. Jung entwickelt. Sie könnte als kreativer Dialog mit unbewussten Teilen unseres Selbst bezeichnet werden. Es geht weder um passives Wahrnehmung aus einem tranceartigen Zustand heraus, noch um eine Phantasiereise, vielmehr handelt es sich um ein aktives Wach-Träumen. Der Klient wird dazu aufgefordert loszulassen, seine Bilder fliessen zu lassen, wobei er die Kontrollfähigkeit seines bewussten Ichs dessen ungeachtet beibehält. Dazu wird der Klienten in einen Entspannungszustand geführt. Ein Traum, eine wichtige Frage oder einfach die nach innen gerichtete Aufmerksamkeit unterstützen ihn dabei, sich auf die auftauchenden Bilder einzulassen. Fühlt er sich vom Geschehen oder vom Bild angesprochen, kann er aktiv in dieses Geschehen eintreten und auch handeln. Diese inneren Bilder mit ihren Emotionen und Affekten können ein Anregen innerseelischer Prozesse bewirken. Abgespaltene oder verdrängte Persönlichkeitsanteile kommen dabei ins Bewusstsein, wodurch sie auch verständlich und integrierbar werden. Der Therapeut unterstützt den Klienten mit Anregungen, behutsamen Impulsen oder auch mit offenen Fragen. Die aktive Imagination ist also mehr als nur eine Visualisierungstechnik, Jung nannte sie gar phantasia vera (lat.: reale, wahrhaftige Erscheinung, Vorstellung). Sie soll uns helfen, unseren Lebenssinn zu finden und zu dem zu werden, wozu wir bestimmt sind.
Imagination ist also die jedem Menschen innewohnende, schöpferische Vorstellungskraft, durch welche eine Kommunikation des Unbewussten mit dem Bewussten möglich wird, was eine objektivere und unbefangenere Betrachtung seiner selbst ermöglicht. Durch diese dialektischen Verfahren kann das „Ich“ nicht nur in die Imagination eintreten, sondern je nach dem auch aktiv eingreifen und somit Veränderungen bewirken, wodurch sich neue Wege zeigen, die auch neue Perspektiven eröffnen und letztendlich in ein freieres, ganzheitliches Leben führen. Dieser Artikel ist selbstverständlich nicht erschöpfend, er soll lediglich eine erste Idee über das weitläufige Thema der Imagination vermitteln. Autor des Artikels und inhaltlich verantwortlich: Isabella Uhlmann Datum des Eintrags: 17.05.10 Fachbeiträge sind von dem Autor verfasst und unterliegen dem Urheberrecht. |
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