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Maja Lo Faso Körperintelligenz: Über die Wechselwirkungen von Geist, Seele und KörperDa ein Leben ohne Körper auf dieser Welt gar nicht existieren kann und sämtliche emotionalen, zwischenmenschlichen und sogar mentalen Abläufe körperlich gekoppelt sind, ist es erstaunlich, dass der Mensch in unseren westlichen Kulturkreisen seiner Körperlichkeit meist nur durch Ertüchtigung, 'Reparatur- und Erhaltungsmassnahmen' Aufmerksamkeit schenkt.
Diese zentrale Aussage Bauers weist darauf hin, dass sich die Existenz einer Wechselwirkung von Umwelt, Geist und Körper in der gegenwärtigen Wissenschaft immer mehr erhärtet. Die Tatsache, dass sich emotionale und geistige Aktivitäten auf den Muskeltonus auswirken und sich über das zentrale Nervensystem äussern, beschrieb schon Feldenkrais in seinen Werken. Zum Beispiel zeigte er anhand eines Fallbeispiels psychosomatische Symptome auf schlichte und plausible Weise auf. In dem Zusammenhang und über seine damals noch wenig verbreitete Herangehens- und Denkweise schreibt er zudem Folgendes: Bauer schreibt über die Ergebnisse der Genforscherin und späteren Nobelpreisträgerin McClintock: "Ihre Entdeckung eines dynamischen, unter dem Einfluss äusserer Stressoren sich gelegentlich fast schlagartig selbst verändernden Genoms (die Gesamtheit der Gene) wurde durch die Genforschung der vergangenen zehn Jahre eindrucksvoll bestätigt. Sie erkannte das biologische Prinzip, dass Genome sich unter dem Einfluss von Stressoren selbst verändern können. Ihr erschien es als eine Art ' Weisheit der Zelle', auf schwere oder nachhaltige Veränderungen der Umwelt mit Selbstmodifikation zu reagieren – mit dem Versuch, sich durch Kreativität an neue Bedingungen anzupassen. ("Cells make wise decisions and act upon them", McClintock, 1983)" Diese Erkenntnisse sind deutliche Hinweise darauf, dass Aspekte des Menschen, wie Fühlen, Denken und Umwelteinflüsse eine direkte Wechselwirkung mit dem Körper bis in seine kleinsten Bausteine haben.
Dass in umgekehrter Richtung der körperliche Selbstgebrauch Wirkung auf die Physe ausübt, ist ebenfalls wissenschaftlich nachgewiesen, sowie im täglichen Leben spürbar. Ii ihrem Werk "Embodyment" beschreibt die Psychologin Maja Storch zahlreiche Experimente, welche zeigen, wie körperliche Handlungen, Haltungen und der Selbstgebrauch im Bezug zur Umwelt, Einfluss auf die Psyche nehmen. Dieses Phänomen begründet sich darauf, dass Nicken in unserem Kulturkreis eine bejahende physische Handlung darstellt, welche sich erwiesenermassen psychisch auswirkt und eine bejahende, innere Haltung initiiert. Ebenso kann sich das Vermögen, Stolz über eine gute Leistung zu empfinden, signifikant unterscheiden bei Menschen, welche bei Versuchen in gekrümmter Haltung verharren mussten, im Gegensatz zu solchen, welche ein Lob in aufrechter Haltung entgegennehmen konnten. Storch legt in verschiedensten Beispielen wissenschaftlich begründet dar, was in alter Zeit wahrscheinlich intuitiv erkannt wurde. Nämlich die Tatsache, dass körperliche Veränderungen sich psychisch auswirken und eine Veränderung der emotionalen und mentalen Prozesse in Gang setzen. Viele verschiedene Techniken und Methoden sind aus dieser Erkenntnis hervorgegangen. Zum Beispiel asiatische Meditationstechniken, bei denen mit dem sogenannten 'inneren Lächeln' die Stimmungslage und das körperliche Wohlbefinden positiv stimuliert werden kann, samt den dazugehörenden chemischen Ausschüttungen. Auch Yoga, Tai Chi und andere Techniken dieser Art gehören zu den Methoden, welche über den somatischen Weg Psyche und Geist zu erreichen suchen. Oder die Feldenkraismethode, später entwickelt und schon auf dem aktuellen Verständnis von Wissenschaftlichkeit basierend, welche durch das ins Gleichgewicht bringen der Physis, im Bezug zu ihrer Umwelt, die Psyche positiv beeinflussen kann.
Die beschriebenen Erkenntnisse über die Wechselwirkung physischer, psychischer sowie sozialer Faktoren deuten darauf hin, dass tatsächlich eine grosse Gestaltbarkeit der persönlichen Wirklichkeit vorhanden ist. Entwicklungsorientierung und das Wissen, dass Entwicklung möglich ist, stellt auch eine Grundhaltung dar, welche erlernt werden kann und sich durch positive Erfahrung bestätigt und festigt. Je mehr das Verständnis für die gegenseitigen Wechselwirkungen von Physis, Psyche und Umwelt geschaffen wird, desto einfacher werden die Signale verstanden, welche die Person innerhalb ihres psychobiologischen Haushalts an sich selbst oder an die Umwelt sendet oder aber von dieser empfängt. Genauso wie eine neue Fremdsprache erlernt wird, ist es ist möglich, bei Bedarf die Sprache des Körpers verstehen zu lernen oder eine neue Körpersprache sprechen zu lernen. Es ist lernbar, die inneren, handlungsleitenden Bilder wahrzunehmen, ihre Bedeutung und Auswirkung zu verstehen und sie gegebenenfalls durch andere, unterstützendere zu ersetzten. Das eigene Selbstbild, welches in gewissen Bereichen Leiden und Minderwert hervorruft, kann hinterfragt und durch Auseinandersetzung korrigiert und verändert werden, ebenso die persönliche Beziehungsfähigkeit und Beziehungsgestaltung. Dieses Wissen um die Gestaltungsfähigkeit der eigenen Wirklichkeit schafft inneren Reichtum, Potenz, Zufriedenheit und das Gefühl des 'Zuhause-seins' in sich selbst und der Umwelt. Abschliessend, und im Bewusstsein, dass der Mensch noch nicht alle Hirn- und somit Entwicklungskapazität ausgeschöpft hat, folgende Zitate: Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreise des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten, und sie ist vor allem ein Seelenzustand, auf dessen äußerster Spitze der Gedanke nur wie eine Blüte sitzt. Was ein Mensch aus seinen Anlagen macht, ob er sie allseitig entwickelt oder brach liegen und verkümmern lässt, das gibt die entscheidenden Unterschiede zwischen den Menschen.
Anmerkung der Redaktion: Beim vorliegenden Artikel von Maja Lo Faso handelt es sich um eine stark gekürzte Version. Den Artikel in voller Länge stellen wir Ihnen hier jedoch auch als Download zur Verfügung: Maja Lo Faso: "Körperintelligenz & ihr Nutzen zur Persönlichkeitsentwicklung" (PDF, 385 KB) Autor des Artikels und inhaltlich verantwortlich: Maja Lo Faso Datum des Eintrags: 16.05.10 Fachbeiträge sind von dem Autor verfasst und unterliegen dem Urheberrecht. |
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